Torres del Paine
Was für eine Woche. In Punta Arenas weiter Proteste, alle Chilenen, mit denen ich spreche, sind in großer Sorge über die Zukunft des Landes, und finden die "Kabinettsumbildung" durch Pinera unzureichend. Bin gespannt, was mich nach den 8 Tagen im Torres del Paine Nationalpark (TdP) erwartet. Nach einer kurzen Panik-Shopping Attacke (Forecast war minus 7 Grad nachts im Park, voll die Kältewelle erwischt) ging's am 30.10. tatsächlich los. Der TdP ist wahnsinnig überlaufen, weswegen mensch sämtliche Campingplätze und Refugios vorab reservieren muss - sehr, sehr kontraintuitiv für sicheres Bergwandern, weil keine Abweichung vom Plan erlaubt...ich will das sogenannte "O" bzw. "circuito grande" gehen, etwa 120 km Rundtour um das TdP Massiv mit dem Blick vom John Garner Pass aufs patagonische Eisfeld als Höhepunkt. Kam dann alles anders. 1200 Meter sind hier eher so vergleichbar mit 3000 in den Alpen, wir hatten einen richtigen "white out", Schneesturm beim Anstieg auf den Pass, so dass ich auf 950 m umgedreht bin und durch den hüfthohen Schnee zurückgestapft, klatschnass (sieht so aus, als brauchte ich auch eine neue Regenhose) bis zur Dickson-Hütte, weil der Camping Perros im Schlamm versunken ist und weder Heizung noch Trockenraum hat...aber ich greife vor. Die Wanderung war ein absolutes Erlebnis, von den ersten 2 Tagen mit unglaublichen Aussichten aufs Paine Massiv, die Torres und den Nordenskjöld-See (doch, der heisst wirklich so!), etwas zuviel Sonne abbekommen trotz Mütze, Brille und Schutztuch; die Torres haben sich dann im Schneesturm versteckt, und beim Abstieg am nächsten Tag mussten wir Busladungen von Tagestouristen ausweichen - damit war nach dem Camping Central dann tatsaechlich Schluss; allerdings war ich sehr überrascht, dann am Camping Serron auf 100 andere Wanderer zu treffen - so hatte ich mir das nicht gedacht (die anderen 99 auch nicht. Langes Wochenende in Chile und erste Nacht, in der der Trek offiziell "offen" war...passiert mir auch nicht wieder). Die Landschaft ein Traum, das Wetter ein einziger Wechsel, sowie man sich das vorstellt...ich hab dann einen Tag Dauerregen im Refugio ausgesessen, wobei mich dieser geplante Ruhetag dann leider den Pass gekostet hat. Wir waren danach zwar "nur" noch 50 Leute, und die ersten 4 haben es (hoffentlich) auch noch über den Pass geschafft, aber der Rest ist (wie ich auch) auf halbem Weg umgekehrt. Die Park-Ranger haben eindeutig ein anderes Risiko-Profil als ich...ich hätte bei den Bedingungen (es lag schon ein Meter Schnee, die Nacht hatte es durchgeschneit und der Forecast war Sturm) niemanden mehr losgehen lassen, aber hinterher ist man immer schlauer, und wegen des Buchungssystems gibt es ja dann auch Stau, wenn der Pass gesperrt wird. Ich habe dann glücklicherweise im Refugio Dickson noch ein Bett bekommen (und einen Pisco Sour!), und bin am nächsten Tag den kompletten Weg (31 km) bis zum Parkeingang zurückgelaufen. Was für eine Wanderung! Großer Spaß! Ein bisschen trauere ich um den Garner Pass und das patagonische Eisfeld, aber ich hatte dann echt genug. Und Eisfeld sehe ich ja hoffentlich auf dem Huemul-Trek nächste Woche! Jetzt erhole ich mich einen Tag in Puerto Natales, kaufe mir neue Regenhosen, lasse meine Wäsche waschen und dann geht es weiter nach Argentinien, El Chalten, (Bases de!) Fitz Roy und Huemul. Die Seilrutsche wartet!