Wüste und Wiederkommen

So. Gerade in Paris gelandet, aus irgendwelchen Gründen eine Stunde früher als geplant - aber auch gut, gibt mir Zeit für die 27 sinnlosen Kontrollen und dafür, den 2. Teil des "Nach-Schiff"-Berichtes fertigzuschreiben. Eigentlich sollte es nur einer werden, aber irgendwie war es dann doch zu viel Erlebtes, was rauswollte. Und auch wenn ich Weihnachten rum kurz mit meiner Entscheidung gehadert habe, an 10 Wochen Patagonien und Antartkis noch 3 Tage Atacama dranzuhängen, bin ich jetzt echt froh, dass ich das gemacht habe. Weil: Wahnsinn, die Landschaft, einfach grandios! Sternegucken hat leider wegen Bewölkung nicht geklappt, und auch eine andere Attraktion von San Pedro de Atacama, ein Geysirfeld auf knapp 5000 m Höhe, hätte sich mangels klarem Himmel nicht so sehr gelohnt. Aber da ich eh nur 2.5 Tage Zeit hatte, habe ich das schon im Vorfeld aussortiert - jedenfall, ich bin mit dem klaren Konzept hingefahren, mich in San Pedro de Atacama  dem "Touren"-Tourismus zu widmen, weil ohne Auto geht da sonst nicht so viel (zu warm zu trocken für Laufen und lange Strecken radfahren) und ich hatte weder groß Zeit noch Lust auf Planen. Ich wusste echt nicht mal, dass es dort so viele und so hohe Vulkane gibt...War aber angenehm überrascht, den großen Massen dann doch ganz gut ausweichen zu können - Hostel am Dorfrand, Fahrrad im Morgengrauen, die Haupteinshopping-/Essensmeile meiden und abends keine Parties, dann ging's eigentlich.

Ich habe mir nach Ankunft als erstes ein Rad besorgt, und bin dann am nächsten Morgen um 5 aufgestanden, nur um festzustellen, dass es da noch dunkel ist - aber so richtig pitch-black mit Sternen dunkel - nicht so die optimale Bedingung für Radfahren über Schlaglochpisten ohne Licht. Aber um 6 ging's dann, und da der "Valle de la Luna" Park für Autos erst um 8 Uhr öffnet, hatte ich eine ruhige Anfahrt und dann noch fast 1.5 Stunden den ganzen Park für mich, bis die ersten anderen Leute kamen. Das war sehr unerwartet und dadurch noch zauberhafter als sowieso schon - die Landschaft ist tatsächlich mondartig, Rotschattierungen, schroffe Berge, Dünen, weite Täler mit Sandkrusten, ich bin gegen Mittag völlig beseelt ins Hostel zurückgekommen und war für den Tag einfach zufrieden. Was auch ganz gut war so, weil krasser Wind und viel Staub in der Luft meine Radtourpläne für den Abend durchkreuzt haben. Dafür habe ich mich am nächsten Tag 350 km per "Tour" durch die Gegend kutschieren lassen, aber eigentlich war das ganz okay, ich habe den Fahrer bequatscht, dass er statt der Kühlboxen mich vorne sitzen lässt, und konnte daher relativ entspannt die Landschaft an mir vorbeiziehen lassen. Und da jagte wirklich ein highlight das nächste (leider frequentieren die Tourbusse die Sehenswürdigkeiten scheints alle in der gleichen Reihenfolge, was jetzt der kontemplativen Stimmung nicht so zuträglich ist. Hält so ein Reisebus am Mirador, kannst Du echt nachhause gehen...ich hätte teilweise am liebsten Fotos gemacht von den Leuten beim Selfie-posen, das ist so eine absurde Welt, und scheints der Hauptzweck für die meisten.) Naja, anyway - ich mache jetzt hier gar nicht viele Worte, Bildunterschriften erklären dann, was was ist. Nur noch soviel vielleicht, dass es ein würdiger Abschluss für mein Chile-Abenteuer war, und ich auch aus dem Flugzeug noch mal 2 Stunden klare Sicht auf die Wüste hatte, das war extrem schön. Ansonsten bin ich seit Weihnachten schon wieder recht viel mit den Gedanken an nach hause beschäftigt - ich meine, das Reisen, und insbesondere die Wanderungen strukturieren die Tage immens, auf Berlin freue ich mich zwar auch, aber gleichzeitig fühlt sich das alles erstmal ziemlich schwammig an, so ohne richtigen purpose und leider auch immer noch ohne die revolutionäre Idee oder wenigstens Klarheit, wie's denn nun weitergehen soll - Klima oder nicht, im weiteren Sinne Wissenschaft bzw. Consulting oder doch den Bürojob stecken und Arctic Adventure Guide oder Mediatorin werden, Berlin oder Land oder doch Norwegen oder vielleicht aufs Schiff - Fragen über Fragen. Das klärt sich dann mal nächstes Jahr. Optimismus zur Lage der Welt habe ich leider keinen gewonnen, eher im Gegenteil. Jetzt erstmal ankommen und die ganzen Wunder nachwirken lassen. Ich freue mich auf Euch und wünsche erst Mal auf diesem Wege einen guten Rutsch. Bis bald! 

Zufahrt ins Mondtal im Morgenlicht
Zufahrt ins Mondtal im Morgenlicht
Mir war's trotz Wolken echt warm genug
Mir war's trotz Wolken echt warm genug
Das Valle de la Luna - alles nur für mich allein!
Das Valle de la Luna - alles nur für mich allein!
Mondlandschaft mit Salzstreifen
Mondlandschaft mit Salzstreifen
Die große Wanderdüne
Die große Wanderdüne
Flamingo am Chaxca-See im Salar de Atacama
Flamingo am Chaxca-See im Salar de Atacama
...gleicher Ort, nur mit Bergen im Hintergrund und sich spiegelnden Wolken
...gleicher Ort, nur mit Bergen im Hintergrund und sich spiegelnden Wolken
Alte Kirche und (verlassene) Terassen - vor der Zeit der Minen haben die Leute hauptsächlich vom Obst- und Gemüseanbau gelebt
Alte Kirche und (verlassene) Terassen - vor der Zeit der Minen haben die Leute hauptsächlich vom Obst- und Gemüseanbau gelebt
See vor Vulkan auf der Hochebene (4200m), das spürt man schon ganz schön
See vor Vulkan auf der Hochebene (4200m), das spürt man schon ganz schön
Salzsee vor Bergen aus vulkanischem Gestein - wie Island, nur mit Flamingos
Salzsee vor Bergen aus vulkanischem Gestein - wie Island, nur mit Flamingos
Salzsee
Salzsee
noch mehr Salzsee
noch mehr Salzsee
Und der finale Salzsee, immer noch auf über 4000 m
Und der finale Salzsee, immer noch auf über 4000 m
Growiane von oben - solar PV gab's auch, beides eher als Großanlage als für den Hausgebrauch
Growiane von oben - solar PV gab's auch, beides eher als Großanlage als für den Hausgebrauch
irgendwie können die menschgemachten Strukturen mit den Naturwundern nicht mithalten
irgendwie können die menschgemachten Strukturen mit den Naturwundern nicht mithalten
...obwohl Kaktus mit Fahne schon auch schick
...obwohl Kaktus mit Fahne schon auch schick
Sooo viele Vulkane, kegelige, flache, aktive, verloschene - und alle über 5000 m hoch
Sooo viele Vulkane, kegelige, flache, aktive, verloschene - und alle über 5000 m hoch
und zum Abschluß noch mal von oben Atacama in seiner ganzen Pracht
und zum Abschluß noch mal von oben Atacama in seiner ganzen Pracht